Zur Person:

 


Dr. Alois Brügger wurde am 14. 02. 1920 in Chur (Schweiz) geboren. Sein Medizinstudium an der Universität in Freiburg i. Ü. (Schweiz) und in Zürich beendete er 1948 mit dem Staatsexamen in Zürich. Anschließend betätigte er sich in Klinik und Forschung in den Fachgebieten Psychiatrie, Neurologie, Pathoneuroanatomie, Neurochirurgie, Rheuma- tologie in Basel, Bern und Zürich, am Physical Medicine and Rehabilitation Center in New York und in Paraplegie am National Spinal Injuries Centre in Aylesbury in England.

Anfang der 50er Jahre erweckten die Störungen des Bewe- gungssystems sein besonderes Interesse. Ausgehend von den nicht sehr befriedigenden Ergebnissen von Diagnostik und Therapie in der herkömmlichen konservativen Ortho- pädie und in der Rheumatologie kam es zu einer verstärkten Suche nach den funktionellen Ursachen von mannigfaltigen Beschwerden und Behinderungen im Bewegungssystem.
Nicht mehr die Suche nach einem bestimmten, sich am besten im Röntgenbild darstellenden Substrat als Ursache für die bestehenden Behinderungen oder Beschwerden stand im Vorder- grund, sondern die Suche nach den Funktionsstörungen, die als Folge adaptiver Vorgänge im gesamten lokomotorischen System auftreten können.

Ein Fallbeispiel aus dieser Zeit ist eine Patientin bei deren lumbaler Bandscheibenoperation Dr. Brügger als Assistent mitwirkte. Nach der operativen Freilegung der bedrängten Nervenwurzel kam es zu einer vollständigen Rückbildung der radikulären Symptomatik, bis auf die Schmerzen.
Diese systematisch ausgebreitete Muskelschmerzen oder radikulär anmutende Schmerzen, die nichts oder nichts mehr mit einer radikulären Symptomatologie zu tun haben, hat Dr. Brügger 1956 als pseudoradikuläre Syndrome definiert.

Eine riesige Zahl von Einzeluntersuchungen an Gesunden und Kranken deckte die funktions- gebundene Schmerzhaftigkeit und Druckschmerzhaftigkeit der Muskulatur und deren Abhän- gigkeit von der Haltung des Körperstammes und der Stellung der Extremitäten auf. Diese reflektorische Schmerzhaftigkeit bezeichnete Dr. Brügger als Tendomyose und wurde von ihm eigens geschaffen, um einen reflektorisch veränderten Spannungszustand der Muskulatur sprachlich fassbar zu machen.

Diese zum Schutz vor drohender oder fortschreitender Schädigung des Organismus reflek- torisch veränderte Muskulatur wird vom zentralen Nervenssystem ausgelöst und von Dr. Brügger als nozizeptiver somatomotorischer Blockierungseffekt ("NSB" 1957) beschrie- ben. Dieses subkortikal (supraspinal) arbeitende System organisiert Modifikationen der Muskelfunktionen (Tendomyosen 1955) und ruft somit veränderte, teilweise auch schmerz- hafte, Haltungs- und Bewegungsprogramme bis hin zu reflektorisch bedingter Kraftlosigkeit
(= Blockierungseffekt) hervor. Dabei sind die schmerzhaften Bewegungen oder Haltungen oft weit entfernt von der Schmerzursache. Die zum Schutz von verschiedensten Ursachen aus- gelösten Veränderung im athromuskulären System und im Bereich der Infrastrukur bezeich- nete er als die Funktionskrankheiten des Bewegungssystems.

1956 hat Dr. Brügger ein einfaches, aber überzeugendes Experiment gemacht. Eine 31jährige Patientin litt seit einigen Jahren an Schmerzen in der Lendengegend, die sich vor allem nach län- gerem Stehen einstellten. Ein Druck im Bereich des rechten Wirbelbogengelenkes L5/S1 wurde als schmerzhaft empfunden. Der Druck im Bereich des Beckenkamms war nicht dolent. Wurde aber gleichzeitig auf das Wirbelbogengelenk L5/S1 gedrückt, dann wurde auch die Muskulatur des Beckenkamms druckschmerzhaft.
Diese klinische Untersuchung weist darauf hin, dass offenbar bei ausreichender Summation der Aktivitäten der Nozizeptoren alle jene Muskeln schmerzhaft werden, die in einer funktio- nellen Wechselbeziehung zueinander stehen. Diese Reaktion führt zu einer Bremsung sämt- licher Bewegungen, die ins Schutzbedürfnis miteinbezogen sind. Diese Reaktionen bezeichnete Dr. Brügger als arthrotendomyotische Reaktionen (ATMR). Mit dieser Untersuchung wurden schon die klinischen Auswirkungen derjenigen Mechanismen beschrieben, die sich aus der erst einige Jahre später von Melzack und Wall aufgestellten Gate Control Theory of Pain ergeben.

1960 eröffnete Dr. Brügger als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie eine Praxis in Zürich und parallel dazu ein Forschungsinstitut zur interdisziplinären Erforschung der Kybernetik des menschlichen Körpers.

Seit 1965 beschäftigte sich Dr. Brügger verstärkt mit der Erarbeitung und Konstruktion der aufrechten Körperhaltung aus funktioneller Sicht, mit dem Ziel die Strukturen des Bewe- gungssystems physiologisch zu belasten.

Ein Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Laufbahn war 1977 die Veröffentlichung seines Hauptwerkes "Erkrankungen des Bewegungsapparates und seines Nervensystems" (1977; 1986 Neudruck des Handbuches; Gustav Fischer Verlag Stuttgart), das den Reichtum seines klinischen Wissens und seiner Erfahrungen widerspiegelt und zum ersten Mal eine Gesamt- darstellung dessen brachte, was heute unter dem Begriff Funktionskrankheiten des Bewe- gungsapparates zusammengefasst wird.

1982 eröffnete Dr. Brügger in Zürich ein Forschungs- und Schulungszentrum für Ärzte und Physiotherapeuten (Dr. Brügger Institut). Es diente zur Vertiefung und Weiterentwicklung
der theoretischen und praktischen Erkenntnisse.

In Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten und Patienten kam 1987 das Buch "Gesunde Körperhaltung im Alltag" als wichtige Patientenliteratur heraus.

1985 gründetet Dr. med. Alois Brügger und Dr. med. Eberhard Just (Murnau) den Internatio- nalen Arbeitskreis für die Erforschung der Funktionskrankheiten des Bewegungssystems I.A.F.K. Ziel des I.A.F.K. ist die Förderung der wissenschaftlichen Forschung und der prakti- schen Umsetzung des Konzepts der Funktionskrankheiten des Bewegungsapparates.

1992 führte Dr. Brügger Untersuchungen im Bereich der HWS in Zusammenarbeit mit einem Manualtherapeuten durch und definierte darauf fundierend die Daumen-Atlas-Schlinge.
Diese Muskelschlinge stellt exemplarisch die funktionelle Verbindungen zwischen der Daumen- muskulatur und der HWS dar.

Anlässlich des Jubiläums "40 Jahre Erforschung der Funktionskrankheiten des Bewegungs- apparates und seines Nervensystems" und des 75. Geburtstages von Dr. Brügger fand 1995 das Brügger-Symposium in Zürich statt.

Im Jahr 2000 wurde sein 2. Hauptwerk "Lehrbuch der funktionellen Störungen des Bewe- gungssystems" veröffentlicht. Somit erfüllte sich sein langersehnter Wunsch, sein 1. Haupt- werk mit den neuen Erkenntnissen zu vertiefen und zu aktualisieren und als Gesamtwerk darzustellen.

Dr. Brügger verstarb am 28.10.2001 mit 81 Jahren in Zürich. Er hinterlässt ein umfangreiches wissenschaftliches Werk und Konzept der Funktionskrankheiten des Bewegungssystem, welches für die Medizin eine fundamentale Erweiterung der Diagnostik und Therapie bedeutet.

 

 



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